Fachwerkhäuser faszinieren, sie verleihen einem historischen Stadtzentrum ein ganz besonderes Flair. Bei der hier zum Einsatz kommenden Skelettbauweise beziehungsweise der eng verwandten Holz-Ständerbauweise handelt es sich allerdings keineswegs um eine ausschließlich in der Vergangenheit verwendete Bauweise. Holz liegt als Baumaterial voll im Trend - als natürlicher, nachwachsender Rohstoff ist Holz beim Skelettbau oder Holzständerbau besonders umweltschonend und punktet mit zahlreichen positiven Eigenschaften. Daher wird ein nicht unwesentlicher Anteil heutiger Holz- und Fertighäuser in Holz-Skelettbauweise und Ständerbauweise errichtet. Im Folgenden erfahren Sie alles zu diesen Holzbauweisen.
Haus als Skelettbau: Empfohlene Angebote
Was bedeutet Holzriegelbau?
Holzriegelbau ist ein Oberbegriff für Holzständerbau und Holz-Skelettbau. Holzriegelbau bedeutet, dass die Grundkonstruktion eines Hauses aus tragenden Holzbalken errichtet wird. Die Zwischenräume werden dann in geeigneter Weise geschlossen und gedämmt. Alle Balken, Wände, Pfeiler und Weiteres außerhalb dieser Tragwerks-Konstruktion haben keine tragende Funktion.
Die Holzständerbauweise und Skelettbau wiederum stellen zwei unterschiedliche Holzbauweisen dar, die diesem Prinzip Rechnung tragen. Allerdings werden diese Begriffe nicht trennscharf verwendet. Das gilt auch für zwei weitere Holzbau-Begriffe - den Holzrahmenbau und den Holztafelbau. Dadurch kommt es häufig zu Begriffsverwirrungen. In den nächsten Abschnitten beleuchten wir daher die unterschiedlichen Definitionen von Holzständerbau und Skelettbau mit Holz.
Was ist ein Holz-Skelettbau?
Der Holz-Skelettbau repräsentiert die unmittelbare Fortsetzung des alten Fachwerkbaus in modernem Gewand. Bei der Skelettbauweise wird zunächst eine tragende Konstruktion aus vertikalen Stützen und horizontalen Trägern errichtet, die an ihren Schnittstellen miteinander verbunden sind. Dadurch entsteht ein Gerüst, das die gesamte Last des Bauwerks tragen muss und somit tatsächlich wie ein Skelett wirkt. Häufig sorgen zusätzlich diagonale Streben für die Aussteifung des Skelettbaus aus Holz. Nach der Errichtung dieses hölzernen 'Gerippes' werden die Zwischenräume in geeigneter Weise ausgefüllt und die Wände separat eingezogen. Lasttragende und raumabschließende Bauteile sind hier also getrennt.
Rechts im Bild: Aktuelles Fachwerk-Fertighaus als Skelettbau (TRITOS 1.1927 von KAMPA)
Skelettbau: Besondere Eigenschaften
Da die Ausfüllungen der Gefache keine tragende Funktion haben, eröffnet sich ein beträchtlicher Spielraum beim Materialeinsatz und bei der Gestaltung (zum Beispiel für große Glasflächen oder Ziegel). Zudem sind die eigentlichen Innenwände nicht Bestandteil des Tragwerks und können so im Nachhinein verändert werden. Denn die Statik des Hauses in Holz-Skelettbauweise bleibt unberührt, solange das Skelett nicht angetastet wird. Anders verhält es sich beim Holzrahmen- und Holzständerbau.
Was versteht man unter Holzständerbauweise?
Beim Holzständerbau besteht die Tragkonstruktion aus aufgestellten senkrechten Holzbalken, die mit Brettern bzw. Spanholzplatten versteift und beidseitig beplankt werden. Der Zwischenraum zwischen den Balken wird dadurch geschlossen, es entstehen Wände, deren Hohlräume mit Dämmmaterial (z.B. Schaumglasschotter, Perlite, Holzfasern, Hanf) gefüllt sind. Im Unterschied zur Skelettbauweise ist bei der Holzständerbauweise der Abstand zwischen den Balken weitaus geringer und beträgt in etwa 50 cm.
Auch wenn man es der Putzfassade links im Bild nicht ansieht: Viele Fertighäuser werden als Holzständerbau realisiert (Variant 35-160 von Hanse Haus)
Ständerbauweise aus Holz: Späterer Umbau erschwert
Im Unterschied zum Holzskelettbau, bei dem die raumabschließenden Wände eine eigenständige nichttragende Konstruktion darstellen, können spätere Eingriffe in den Grundaufbau beim Holzständerbau statische Auswirkungen haben.
Unterschied zum Holzrahmen- und Holztafelbau
Der Begriff Holzrahmenbau wird häufig synonym für Holzständerbau benutzt. Manchmal findet er auch Anwendung, wenn bei einem Holzhaus statt parallel stehender Holzbalken eine Holzrahmenkonstruktion zum Einsatz kommt oder wenn die Errichtung etagenweise erfolgt - heute die gängige Bauweise. Die Holzbalken werden dann entsprechend abgeschnitten (abgebunden). Das Grundprinzip bleibt aber das gleiche.
Das gilt auch für den Holztafelbau. Das Wesensmerkmal besteht hier darin, dass die Wandelemente bereits werksseitig zu "Holztafeln" vorgefertigt wurden und auf der Baustelle nur noch zusammengesetzt werden müssen. Der Holztafelbau kommt typischerweise bei Fertighäusern zum Einsatz. Er bildet eine spezielle Variante des Holzrahmenbaus.
Demnach basieren sowohl die Holzrahmenbauweise als auch die Holztafelbauweise auf dem Holzständerbau.
Haus in Holzständerbauweise
Skelettbau & Holzständerbauweise: Vor- und Nachteile
Holz ist - unabhängig von der Bauweise - ein hervorragendes Baumaterial. Als nachwachsender Rohstoff ist es ressourcenschonend, bindet CO2 dauerhaft und ermöglicht besonders nachhaltiges Bauen. Holz nimmt die Temperatur der Umgebung nur langsam auf, so dass es im Winter die Wärme im Haus hält und im Sommer die Hitze außen vor bleibt. Außerdem sorgt es für angenehmes Raumklima.
Dass ein Fertighaus in Holzständerbauweise oder als Skelettbau - bei entsprechender Pflege und Instandhaltung - eine lange Lebensdauer besitzt, beweisen die zahlreichen Fachwerkbauten aus früheren Jahrhunderten.
Holzständerbauweise: Vorteile
Kurze Bauzeit, Trocknungszeiten wie bei der Massivbauweise entfallen
Besondere Energieeffizienz (Holz hat exzellente Dämmwerte)
Verhältnismäßig mehr Wohnraum pro Quadratmeter Grundfläche (schlankerer Wandaufbau als beim Massivhaus)
naturnah, umweltfreundlich und nachhaltig
wohngesundes Raumklima durch diffusionsoffenen Aufbau
automatischer Temperaturausgleich
Holzständerbauweise: Nachteile
zusätzlicher Schallschutz nötig
eventuell niedrigerer Wiederverkaufswert als beim Massivbau trotz gleicher Qualität
Skelettbauweise & Holzständerbau: Anwendungsbereiche
Grundsätzlich gilt: Es gibt kein eindeutiges Argument für Holzständer- oder Holzskelettbau. Was sich besser eignet, hängt vielmehr vom jeweiligen Bauvorhaben und dessen Gestaltung ab.
Skelett- & Holzständerbauweise: Kosten
Vielfach wird angenommen, dass die Kosten bei Holzständerbauweise und anderen Bauweisen mit Holz günstiger seien als Massivhäuser. Das stimmt so pauschal nicht, in der Regel bewegen sich die Kosten in vergleichbaren Größenordnungen, je nach Energiestandard, Ausbaustufe und Ausführungsqualität. Dementsprechend gilt ein Kostenansatz von 2.700 Euro/qm Wohnfläche als Orientierungswert. Deutliche Abweichungen nach oben und unten sind zudem je nach verwendetem Material, individueller Gestaltung und Hausanbieter (hier lohnt sich der Vergleich) einzukalkulieren. Aber: Wie im Abschnitt zu den Vor- und Nachteilen der Holzständerbauweise angemerkt, sorgt der schmalere Wandaufbau der Außenwände im Gegensatz zum Massivbau für verhältnismäßig mehr Wohnfläche bei gleicher umbauter Grundfläche, und das zum gleichen Preis.
Genau wie bei Massivhäusern bietet der Holzständerbau und Skelettbau den Vorteil, dass im Rahmen der eigenen zeitlichen Ressourcen und handwerklichen Kenntnisse Eigenleistungen möglich sind, wodurch Sie Handwerkskosten sparen können. Bei Vorfertigung (Holztafelbau) verkürzt sich die Bauzeit des Rohbaus zudem immens.
Ansonsten unterscheiden sich die diversen Holzbauweisen kostenmäßig nicht wesentlich, es kommt, wie gesagt, auf die individuelle Planung an. So wird ein repräsentatives, hochmodernes Fachwerkhaus in Skelettbauweise mit vollverglaster Front, schicker Galerie, Energieeffizienzstufe eines Plusenergiehauses und luxuriösem, ausgedehntem Wellnessbereich kostspieliger ausfallen als ein kompakt und einfach gestaltetes Haus in Holzständerbauweise mit offenem Grundriss auf kleinerer Grundfläche, das 'lediglich' den Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes entspricht.
Holzständerbauweise: Wandaufbau
Das Tragwerk beim Holzständerbau stellen wie weiter oben erläutert senkrecht mit Abstand montierte Holzpfosten in Form von starken Kanthölzern dar, welche sich in der ursprünglichen Form von der Schwelle bis zum Dach erstrecken.
Doch wie sieht der Wandaufbau bei der Holzständerbauweise konkret aus? Zwischen den Holzständern dienen beispielsweise Grobspanplatten der Aussteifung, Fenster- und Türflächen bleiben hierbei frei. Die Zwischenräume werden dann mit Dämmmaterialien aufgefüllt.
Nach außen erfolgt meist eine weitere Wärmeschutz-Schicht, beispielsweise über ein Wärmeschutzverbundsystem, danach der Fassadenaufbau, je nachdem ob Holzfassade, Putz oder Klinker gewünscht sind.
Zur Innenwand hin schützt eine Dampfsperre vor Feuchtigkeit aus den Wohnräumen, eine zusätzliche Installationsebene auf einer Unterlattung sorgt für noch mehr Schallschutz. Abgeschlossen wird der Wandaufbau bei Holzständerbauweise nach innen dann meist mit einer Rigipswand.
Wandaufbau Holzständerbauweise innen nach außen:
- Beplankung mit Gipskartonplatte inkl. Schalldämmung
- Installationsebene für Elektrik-, Sanitär- und Heizungsleitungen
- Holzständer mit Bausperrholz zur Aussteifung, Zwischenräume mit Dämmstoffen ausgefüllt
- Außenbeplankung
- Zusätzliche Dämmung, z.B. Holzfaserdämmplatte
- Fassade