Ökologische Prüfsiegel beim Bau

Zur Zertifizierung eines ökologischen Hausbaus gibt es verschiedenste Prüfsiegel, die nachweisen, dass die Anforderungen an eine ökologische Bauweise erfüllt werden.

Grundsätzlich existieren beim Hausbau drei unterschiedliche Arten von ökologischen Prüfsiegeln, welche hierbei die Nachhaltigkeit, Wohngesundheit und Umweltfreundlichkeit unter die Lupe nehmen:

• Öko-Siegel für Baumaterialien: Zeichnen nachhaltig hergestellte, möglichst nachwachsende bzw. erneuerbare Rohstoffe und Baustoffe aus;
• Öko-Siegel für Produkte rund um den Hausbau: Schließen die Gesamtheit aller für die Produktion benötigten Stoffe mit ein, bewerten Qualität und chemisch-biologische Charakteristika des Endprodukts;
• Öko-Siegel für Gebäude: Prüfen die Nachhaltigkeit und Unbedenklichkeit des ganzen Hauses einschließlich aller verwendeten Baustoffe sowie der Emissionen im gesamten Lebenszyklus.

Natureplus

Das Natureplus ist ein vom namensgebenden unabhängigen Verein ausgegebenes Prüfsiegel, das die nachhaltige Qualität von Bauprodukten und Rohstoffen gewährleistet. Im Vordergrund der Zertifizierung steht, dass die Bauprodukte sowohl strikten umweltverträglichen als auch gesundheitlichen Anforderungen entsprechen sowie unter fairen Bedingungen hergestellt werden. Wiederverwertbarkeit und Entsorgungsmöglichkeiten stehen ebenfalls im Fokus.

Das eco-INSTITUT

Das eco-INSTITUT hat sich auf die Zertifizierung des Baus oder der Ausstattung von Innenräumen spezialisiert; Kernfokus ist gesunde Raumluft über schadstoff- und emissionsarme Bauprodukte.

Das eco-INSTITUT führt eine umfangreiche Produktprüfung für alle Bauprodukte durch. Auch für umweltschonende Matratzen, Bettwaren, Bedarfsgegenstände und Elektrogeräte vergibt die Institution ein Prüfsiegel, wenn die Anforderungen einer Zertifizierung erfüllt sind. Bei der Vergabe des Prüfsiegels wird im besonderen Maße Wert darauf gelegt, dass die gesetzlichen Anforderungen an eine ökologische Bauweise erfüllt werden.

IBR-Prüfsiegel

Hinter dem Öko-Siegel IBR verbirgt sich das Institut für Baubiologie mit Sitz in Rosenheim. Bei der Vergabe achtet das IBR darauf, dass der Bau den Prüfsiegelrichtlinien entsprochen hat.

Die Prüfung erstreckt sich auf Hilfs- und Betriebsstoffe, die während der Durchführung des Baus verwendet wurden, genau wie ganze Wand- und andere Konstruktionselemente beim Fertigbau. Die elektrischen Installationen hat die prüfende Person dabei ebenso im Blick wie die hergestellten Bauteile und alle anderen Einrichtungsgegenstände.

Zu den Stoffen, die einen sofortigen Ausschluss der Zertifizierung des IBR-Prüfsiegels zur Folge haben, gehören z. B. die verbotenen Stoffe nach der CLP-Verordnung und reproduktionstoxische Stoffe.

Bei der Prüfung des IBR werden die Anforderungen erfüllt, die der Gesetzgeber an den Datenschutz stellt. Die Ergebnisse der Untersuchung können im Archiv des IBR vom Antragsteller eingesehen werden.

BREEAM

Der Zertifizierungskatalog BREEAM (Building Research Establishment Environmental Assessment Methodology) wurde in Großbritannien entwickelt und klopft ökologische wie auch soziokulturelle Gesichtspunkte in Bezug auf die Nachhaltigkeit einer Immobilie ab. Außerdem sind Energieeffizienz und Wasserverbrauch, Baustoffe, Wohngesundheit und Komfort Bewertungsgegenstand. Für die Vergabe in Deutschland, Österreich und der Schweiz zuständig ist der TÜV Süd.

Europäisches Umweltzeichen / EU Ecolabel

Das Europäische Umweltzeichen EU Ecolabel wurde vor inzwischen über 30 Jahren von der Europäischen Kommission eingeführt. Zertifiziert werden Produkte und Dienstleistungen mit vergleichsweise geringeren Auswirkungen auf Umwelt und Klima. Das Untersuchungsspektrum des EU Ecolabels umfasst auch Materialien und Services rund um den Hausbau, deren Herkunft, gesundheitlichen, biologischen und chemischen Eigenheiten, Inhaltsstoffe, Qualität, Abbaubarkeit bzw. Wiederverwertbarkeit geprüft werden.

RAL Gütezeichen

Die insgesamt ca. 150 RAL Gütezeichen mit ihren individuellen Logos beziehen sich auf unterschiedlichste Produkte und Dienstleistungen, die nach strengen Qualitätskriterien untersucht werden.

Beim Hausbau deckt beispielsweise das RAL Gütezeichen 422 den kompletten Holzhausbau ab, sowohl bei Fertig- als auch Blockhäusern, und rückt Qualitäts- und Umweltaspekte ins Licht.

Blauer Engel

Das unabhängige Umweltzeichen Blauer Engel wurde bereits 1978 ins Leben gerufen und wird vom Bundesumweltministerium vergeben. Beim Hausbau kann der Blaue Engel verschiedenste Aspekte, Stoffe und Kriterien auszeichnen, beispielsweise Flüssigkunststoffe, mit der die Außenhülle eines Hauses abgedichtet wird. Flüssigkunststoffe mit dem Blauen Engel sind ungiftig, wenn sie in ausgehärtetem Zustand mit Regenwasser in Kontakt kommen, und schonen so nicht nur die Umwelt, sondern erlauben auch die Nutzung des Regenwassers. Zudem zertifiziert der Blaue Engel für Bauwerksabdichtungen aus Flüssigkunststoffen ausschließlich Produkte, deren Herstellung ressourcenschonend mit mindestens zur Hälfte Ökostrom verläuft.

GEV-Emicode

Klebstoffe und andere Werkstoffe rund um das Verlegen von Fußböden mit dem Emicode-Prüfzeichen des Vereins GEV – Gemeinschaft Emissionskontrollierte Verlegewerkstoffe sind besonders emissions- und somit schadstoffarm. Der Verein wird allerdings von den Herstellern dieser Stoffe getragen, ist demnach nicht unabhängig.

Qualitätssiegel Deutscher Fertigbau

Die Zertifizierung durch den Bundesverband Deutscher Fertigbau setzt umfassende Qualitätsmerkmale voraus, darunter auch die Wohngesundheit und Abwesenheit von Schadstoffen.

ALLÖKH – Allergikergerechtes Öko-Haus

Das private Institut für Umwelt und Gesundheit (IUG) zeichnet Immobilien mit dem ALLÖKH-Zeichen aus, die den Anforderungen der Arbeitsgemeinschaft ökologischer Forschungsinstitute entsprechen. Untersucht werden Wohnklima, Baustoffe, Mobiliar und Haustechnik. Auch Schimmelvermeidung fällt hierunter.

Cradle to Cradle

Cradle to Cradle, also 'Wiege zu Wiege', ist das Motto der gleichnamigen Nichtregierungsorganisation, die sich für zirkulären, das heißt kreislauffähigen Hausbau einsetzt. Demenentsprechend wird hier aber auch Nachhaltigkeit, nicht ökologische oder gesundheitliche Unbedenklichkeit attestiert, da ausschließlich ein geschlossener Rohstoffkreislauf untersucht und ausgezeichnet wird.

DGNB Gütesiegel Nachhaltiges Bauen

Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e.V. zertifiziert die ökologische, technische und soziale Qualität von Gebäuden und Bauprodukten, wie etwa Außenwände, Fußböden, Dämmung und Wasserleitungen. Eng verbunden hiermit ist das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB) des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung,

PEFC-Siegel

Das PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes) ist eine der wichtigsten Einrichtungen für die Zertifizierung nachhaltiger Forstwirtschaft. Holz und Holzprodukte mit dem PEFC-Siegel zeichnen somit eine ökologisch, wirtschaftlich und sozial nachhaltig betriebene Bewirtschaftung der Wälder aus. Der Zusatz 'regional' bestätigt zudem die lokale Herkunft.

Weitere Siegel, die sich insbesondere auf die Nachhaltigkeit beim Holzanbau beziehen, sind das FSC-Siegel sowie das Öko-Siegel Naturland.

Artikel veröffentlicht am 19. April 2021, überarbeitet am 7. Oktober 2024