Leitzinssenkung durch die EZB: Auswirkungen auf Ihre Baufinanzierung
Um der anhaltend hohen Inflationsrate entgegenzuwirken, hatte die EZB den Leitzins im September 2023 nach diversen Anhebungen auf insgesamt 4,5 % erhöht. Mittelfristiges Ziel war die Stabilisierung der Preise auf Normalniveau anstatt der von Destatis für August 2023 attestierten 6,1 % starken Teuerungsrate. Besonders fatal waren die noch im Herbst letzten Jahres massiv steigenden Energie- (+ 8,3 %) und Lebensmittelpreise (+ 9 %), denen die Leitzinserhöhung einen Riegel vorschieben sollte. Gerade die letzteren beiden Preisindizes haben sich aber seit Anfang des Jahres entspannt und senken die generelle Inflation. Deshalb hat die EZB zum September 2024 den Leitzins nun nochmals um 0,25 Prozentpunkte auf 3,5 % gesenkt.
Denn auch eine Leitzinserhöhung birgt Risiken, darunter eine mögliche Verteuerung von Hypothekendarlehen und Bauzinsen. Was Sie zu dem Thema Leitzinsen und Baufinanzierung wissen sollten, haben wir hier für Sie zusammengefasst.
Senkung des Leitzinses im September 2024
Seit Juli 2022 wurde der Leitzins von der EZB nach jahrelangen Negativzinsen insgesamt zehnmal auf zuletzt im September 2023 4,5 % angehoben, um die Inflation auf das Ziel von 2 % auszubremsen. Laut einer Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes vom September 2024 liegt in Deutschland die aktuelle Inflationsrate seit langem wieder unter diesem Wert, nämlich bei zur Zeit 1,9 %. Dementsprechend hat nach einer Zinspause und einer ersten Zinssenkung im Juni die EZB nun im September 2024 den Leitzins auf 3,5 % reduziert.
Doch was genau bewirkt eine Veränderung des Leitzinses durch die EZB? Erhöhte Leitzinsen verteuern Kredite und drücken damit die Nachfrage – dementsprechend sinken bei gleichbleibendem Angebot die Preise. Gleichzeitig leihen sich Banken weniger Geld von der Europäischen Zentralbank, da hierfür höhere Zinsen anfallen. So ist insgesamt weniger Geld im Umlauf und der Euro gewinnt somit an Wert zurück. Das heißt, je höher der Leitzins, desto stärker der Effekt auf die Preisregulation.
Verringerte Leitzinsen haben wiederum einen gegenteiligen Effekt, die Kosten für Darlehen schwächen sich ab.
Was bedeutet der Leitzins für Ihre Baufinanzierung?
Durch eine Senkung des Leitzinses werden Kredite generell günstiger, was sich ebenfalls auf die Zinslage für Baufinanzierungen auswirken könnte.
Dennoch wird eine kurzfristige Leitzinsentwicklung nicht unmittelbar für Baukredite weitergegeben, da Baufinanzierungen langfristig geplant und an eine Refinanzierung durch Pfandbriefe durch die Bank gekoppelt werden.
Die Pfandbriefzinssätze wiederum hängen mit den Zinsen für deutsche Staatsanleihen zusammen, nicht mit dem Leitzins. Was bedeutet dies genau? Ein steigender Leitzins bedingt vermehrte Investitionen im Geldmarkt anstelle von Staatsanleihen – die Nachfrage bei letzteren sinkt. Damit erhöhen sich die Zinsen für Staatsanleihen.
Zwar steigen deshalb bei erhöhtem Leitzins letztendlich auch die Zinsen für Pfandbriefe und damit Baukredite, allerdings zeitlich verzögert und nicht synchron zur Leitzinserhöhung. Analog verhält sich die Relation zwischen gesenktem Leitzins und Bauzinsen.
Im Vergleich zu den Werten zu Jahresbeginn sind laut dem Finanzierungsportal Interhyp die Bauzinsen bei Sollzinsbindung auf 15 Jahre im September 2024 um 0,13 % abgesunken. Dies hängt nicht nur mit dem Leitzins der EZB, sondern der generell sinkenden Inflationsrate zusammen. Dies wiederum führt ebenfalls dazu, dass geringere Renditen für die Bundesanleihen gefordert werden, welche wiederum die Zinsen für Pfandbriefe und damit letztendlich auch die Bauzinsen niedriger werden lassen.
Die Zinssenkung durch die EZB könnte perspektivisch zumindest kurzfristig weiterhin zu einer leichten Verbilligung von Baukrediten führen. Dennoch ist zu erwarten, dass die Bauzinsen in Zukunft tendenziell auch wieder teurer werden – wer über genügend Eigenkapital verfügt, sollte also sein Bauprojekt so früh wie möglich starten, um sich eine Baufinanzierung zu günstigen Konditionen wie auch aktuelle Neubauförderungen zu sichern. Auch die aktuelle Auftragslage im Bausektor ist hierfür vorteilhaft, denn zur Zeit haben viele Bauunternehmen aufgrund zurückgehender Vertragsabschlüsse und sogar Stornierungen freie Kapazitäten, was das Angebot vergleichsweise günstig macht.
Der Preisinflation gelassen entgegensehen können Sie beim Hausbau, wenn Sie sich für einen Haushersteller mit Alles-aus-einer-Hand-Service und Festpreisgarantie entscheiden. Inflationsbedingte erhöhte Material- und Lohnkosten werden hier nicht an Baufamilien weitergegeben. Zudem bieten entsprechende Bauunternehmen meist auch eine Finanzierungsberatung und -vermittlung an, sodass Sie einen Baukredit zu optimalen Konditionen angepasst auf Ihr Eigenheim erhalten.
Artikel erstmalig veröffentlicht am 03. April 2023, zuletzt überarbeitet am 30.09.2024