Alte Fachwerbauten in einer Altstadt

Das Fachwerkhaus als Inspiration heutiger Bauweisen

Von Clara Flemming Am 2. August 2016

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Der Fachwerkbau ist einer der ältesten Bauweisen in Europa und eine der wenigsten, die sich bis zum heutigen Tag gehalten hat. Darüber hinaus ist die Bauweise von Fachwerkhäusern der Vorreiter heutiger Bauweisen für Holzhäuser. Gerade die Konstruktionsarten beim Fertighausbau wurden an den robusten und langlebigen Fachwerkbau angelehnt und auf Basis dessen weiterentwickelt.

Welche das im einzelnen sind und welche Geschichte das Fachwerk hinter sich hat, lesen Sie in diesem Artikel.

Ein deutscher Klassiker unter den Häusern

Das Fachwerkhaus ist sicherlich das typischste deutsche Haus. Dennoch sind diese Bauten keineswegs eine deutsche Erfindung. Fachwerkhäuser stehen noch heute weitverbreitet in England und Frankreich, hier besonders in der Normandie und im Elsass. Sie stehen in der Schweiz ("Riegelhüsli") und in weiteren Ländern Mitteleuropas.

Aber die Vielfalt der Bautechniken und Baustile, sowie die Ausschmückung und der Reichtum an heute noch immer vorhandener Fachwerksubstanz ist hierzulande sicher weltweit einmalig – trotz Vernichtung wertvollster Fachwerk-Ensembles in den Bombennächten des 2. Weltkriegs. Auf 2,5 bis 4 Millionen schätzt man die Zahl der noch vorhandenen Fachwerkhäuser. Hunderttausende sind jedoch gar nicht als Fachwerkbauten identifizierbar, weil die Fassaden verputzt oder mit Platten und Schindeln versehen wurden.

Das Fachwerkhaus wird modern

Engagierte Hersteller haben sich seit den 70er Jahren daran gemacht, Fachwerkhäuser im überlieferten Stil oder in einer modernen Variante, nämlich in der Kombination von Holz und Glas, herzustellen. Die Bandbreite reicht dabei von traditionell bis topmodern, wodurch dieser Baustil alle Geschmäcker bedient.

Fachwerkhäuser erlauben - ebenso wie andere Massiv- und Fertighäuser - uneingeschränkt alle Standards für Heizungs- und Energiekonzepte.

Die Fachwerkbauweise

Allgemein wird bei einem Fachwerk das Haus aus einem Holzskelett errichtet, in dessen Zwischenräume ein beliebiger Baustoff kommt. Traditionell wurde Lehm und Stroh verwendet, später vorwiegend Stein oder Mauerwerk und heute wird beim modernen Fachwerkbau gerne Glas verwendet. Zudem kann das „Skelett“ auch gerne mal aus Stahl bestehen, wodurch der moderne Look noch bestärkt wird. Wird die Skelettbauweise nur aus statischen Gründen genutzt und mit Putz verkleidet, so werden die Zwischenräume heute oftmals mit Dämmmaterial gestopft oder aber können auch weiterhin mit Stroh und Lehm gefüllt werden. Bei letzterem ergibt sich eine Sonderform: das Strohballenhaus.

Die Fachwerkbauweise ist sehr stabil, weswegen sie unter anderem auch als Inspiration für die Fertigbauweise gewählt wurde. Aus ihr hat sich nicht nur die Skelett- und Ständerbauweise entwickelt sondern auch der Holzrahmenbau und die Tafelbauweise.

Heutzutage können ebenfalls Massivhäuser als Fachwerkhaus bezeichnet werden, wenn diese lediglich eine Fassade in Fachwerkoptik erhalten. Als Bauweise wird der Begriff Fachwerkhaus nur noch selten verstanden.

Fachwerk Balken Bezeichnungen

Die Bezeichnungen der einzelnen senkrechten, waagerechten und diagonalen Hölzer bei der Fachwerkbauweise entnehmen Sie der Infografik:

Infografik mit den Bezeichnungen der Balken eines Fachwerkhauses

Welches Holz wird bei Fachwerk-Neubauten verwendet?

Wenn Sie heute ein Fachwerkhaus - und somit ein Holzhaus - bauen wollen, stehen Sie früher oder später vor der Frage, für welches Holz Sie sich entscheiden sollen. Dabei hört man mitunter verschiedene Meinungen: Der Zimmermann rät vielleicht zur Douglasie, weil Eiche zu teuer ist. Der Architekt meint, Lärche ginge auch, Leimholz sei aber noch besser.

Recht haben in diesem Fall beide: Die traditionellen Fachwerkhäuser unserer Vorfahren wurden in Eiche gebaut. Aber dieses Holz war schon vor 300 Jahren teuer, weshalb auch Fichte oder Tanne verwendet wurden.

  • Speziell verleimtes Brettschichtholz ("Leimholz") ist auch für den Außenbereich ein ideales Konstruktionsholz, dabei ist es aber auch fast so teuer wie Eiche.
  • Die nordamerikanische Douglasie, die übrigens bis 100 m hoch wird und einen Stammdurchmesser bis 4 m erreicht, ist relativ preiswert, fest, sehr zäh und wird sogar (weil Eiche so teuer ist) für Eisenbahnschwellen gebraucht.
  • Unsere europäische Lärche ist mittelhart, elastisch und zäh, standhaft auch bei Nässe und gilt als dauerhaftestes europäisches Nadelholz. Sowohl Douglasien- als auch Lärchenholz schwindet wenig, was für den Fachwerkbau eine sehr positive Eigenschaft ist.

Da Fachwerkhäuser aus Nadelholz auch 200 Jahre überdauert haben, ist es eigentlich nur eine Frage des Preises, für welches Holz Sie sich entscheiden.

Geschichtliche Informationen zum Fachwerkbau

Altes Fachwerkhaus in gutem Zustand

Als Fachwerk-Blütezeit darf das 16. Jahrhundert bezeichnet werden, insbesondere die Periode um 1550. Der Fachwerkbau in Deutschland ist allerdings älter und reicht bis in die Zeit um 1300 zurück. Auch im 17., 18. und 19. Jahrhundert wurden noch Fachwerkgebäude errichtet, aber in den Städten dominierte fortan der Steinbau, während in ländlichen Gegenden der Fachwerkbau – hier besonders das Fachwerk-Bauernhaus – seine Bedeutung behielt.

Der ländliche Fachwerkbau erreichte im 18. Jahrhundert insbesondere zwischen 1720 und 1780 sozusagen eine ländliche Blüte. Nicht wenige Liebhaber des Fachwerkbaus sehen in den schlichteren, einfacheren Fachwerk-Bauernhöfen die eigentliche, die richtige Fachwerkbauweise. Sie verweisen darauf, dass gerade die Schlichtheit und die Einfachheit der Architektur dem Auge wohltue, während die reich mit farbig bemaltem Schnitzwerk versehenen städtischen Bauten den Betrachter fast erdrückten.

Das 19. Jahrhundert war zwar zunächst das Jahrhundert der deutschen Romantik, dann des deutschen Biedermeier, aber dennoch konnte man mit dem für Deutschland so typischen Fachwerkbau nicht viel anfangen – es wurden nur wenige gebaut und diese meistens auf dem Lande als Katen, Bauernhöfe oder Scheunen. Das änderte sich erst gegen Ende des Jahrhunderts, als sich in den "Gründerjahren" neben Adel und Offizierskorps eine neue bestimmende Klasse etablierte – das Großbürgertum.

Eine Vielzahl der dadurch entstandenen großbürgerlichen Villen erhielt Dachgeschosse, Erker und Türmchen aus Fachwerk. Es war die Zeit des Historismus, des überbordenden Nationalgefühls, als Fabrikanten halb verfallene Burgen an Rhein und Mosel aufkauften und nicht selten selbstbewusst, aber stilwidrig Fachwerkaufbauten auf das alte Gemäuer setzten.

Als der Jugendstil den Historismus durchbrach, hieß das noch lange nicht, dass man für Fachwerkaufbauten keine Verwendung mehr gehabt hätte. Man kombinierte schlichtweg den verschnörkelten, feingliedrigen Jugendstil mit robustem, streng gegliedertem Fachwerk. In Städten, die noch über eine gut erhaltene Fachwerksubstanz verfügten, erfolgten zudem Neubauten ganz im Fachwerkstil - wenn auch mit untypischen Beigaben wie der Satteldach-Gaube.

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